Hechtsheimer Schenkungsurkunde 17. Mai 808

Einem christlichen Brauch seiner Zeit folgend, schenkte Vodilpraht am 17. Mai 808 dem Kloster Fulda seine Hofstatt in Hechtsheim, damit die Mönche für sein Seelenheil beteten. Die Urkunde ist also nicht nur die älteste erhaltene schriftliche Nennung Hechtsheims, sondern die Schenkung bezeugt auch, dass die Bewohner Hechtsheims schon Christen waren.

Die damalige Pfarrkirche Hechtsheims, die Kirche St. Maria im Felde, wird ebenfalls in dieser Urkunde erwähnt.

Fotos: spätbarockes PfarrhausFoto: Grabplatte 7. Jahrhundert

Aber auch schon früher lebten hier Christen. Auf dem Frankenfriedhof wurde ein Grab des 7. Jahrhunderts gefunden, das mit einer Steinplatte bedeckt war. Auf der Unterseite, gerade gegenüber dem Gesicht des Toten, war ein 40 cm großes Kreuz als Zeichen seines Glaubens eingemeißelt worden.

Fotos: Wegekapelle um 1820Foto: Silberner Löffel 6. Jahrhundert

Der kostbare silberne Löffel aus einem anderen Grab des Frankenfriedhofs trägt eine Kreuz- und Weinblattverzierung sowie eine Johannis-Inschrift; er ist ebenfalls ein eindeutiges Zeichen des Christentum.

Hechtsheim ist also nicht erst seit der Karolingerzeit, sondern schon seit dem frühen Mittelalter christlich.


Schenkungsurkunde zur Vergebung seiner Sünden

Quelle: Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis Nr. 244 (Vorlage im Staatsarchiv Marburg, K 424) Quelle: F. J. Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis
(1890, Neudruck 1962) Nr. 244
(Vorlage im Staatsarchiv Marburg, K 424)

244. Kartula Vodilprahti

17. Mai 808

In nomine patris et filii et spiritus sancti. licet parua et exigua sunt quae pro inmensis peccatis et debitis offerimus tamen pius dominus noster Ihesus Christus non quantitatem muneris sed deuotionem animi perspicit offerentis. ideoque in dei nomine ego Vodilpraht sana mente sanoque consilio pro malis peccatis meis ut in futuro ueniam aliquam promerire merear. dono ad ecclesiam sancti Bonifatii martyris Christi quae est constructa in Bochonia in loco qui dicitur Fulda ubi ipse sanctus dei ac gloriosus martyr sacro requiescit corpore et ubi Ratger abba preesse uidetur. hoc est quod dono in pago Uuormacinsae in uilla quae dicitur Hehhidesheim aream unam. de ipsa area pertinet ex uno latere ad sanctam Mariam in campo ab alio latere habet sanctus Albanus tertio latere habet Imma quarto latere est uia publica. ea uero ratione dono trado atque transfundo de meo iure in ius et dominationem supra dictae ecclesiae ita ut ab hodierno die supra dicta ecclesia uel rectores illius habeant teneant atque possideant uel quicquid exinde facere uoluerint liberam ac firmissimam in onmnibus habeatis potestatem. si quis uero quod fieri non credo si ego ipse aut aliquis de heredibus meis uel proheredibus seu quislibet ulla opposite persona qui contra hane kartulam donationis uenire aut eam infrangere uoluerit iram dei omnipotentis incurrat et sancti Bonifatii et quod repetit euindicare non ualeat sed presens donation hec omni tempore firma et stabilis permaneat cum stipulatione subnixa. facta kartula donationis haec sub die XVL. kalendas iunias anno XLmo regnante domino nostro Karolo serenissimo imperatore. † Odilbercti qui hanc kartulam donationis fieri atque firmare rogauit † Adalberti filio eius † Erchanbercti † Altberti † Adalberti † Flambert † Sigimanni † Sigifridi † Reginbercti † Reginfridi † ego Theotricus rogatus scripsi et notaui et tempus et testes quo supra cuncte ac firme.


Schenkungsurkunde des Vodilprahtus

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Wenn auch klein und unbedeutend ist, was wir für die unermesslichen Sünden und Schuld(en) darbringen, sieht dennoch unser liebevoller Herr Jesus Christus nicht auf die Größe der Gabe, sondern auf die Frömmigkeit des Herzens dessen, der opfert. Und daher schenke ich Vodilpraht im Namen Gottes bei gesundem Verstand und mit gesunder Überlegung für meine schlimmen Sünden, damit ich in Zukunft eine Vergebung zu erlangen verdiene, an die Kirche des heiligen Bonifatius, des Martyrers Christi, die in Bochonia errichtet ist an dem Ort, der Fulda heißt, wo der Heilige Gottes und ruhmvolle Martyrer mit seinem ehrwürdigen Leib ruht und wo man den Abt Ratger als Vorsteher antrifft. Ich schenke also im Bezirk von Wormsgau in dem Landgut, das Hehhidesheim heißt, ein Gebiet. Dieses Gebiet erstreckt sich auf der einen Seite zu "St. Maria im Feld’", auf der anderen Seite hat "St. Alban" den Besitz, auf der dritten Seite "Imma", auf der vierten Seite ist ein öffentlicher Weg. Allerdings gebe, überlasse und übertrage ich aus meiner Gewalt in die Gewalt und Herrschaft der oben genannten Kirche in der Absicht, dass ab dem heutigen Tag die oben genannte Kirche oder ihre Leiter haben, halten und besitzen, oder was sie von da an auch immer tun wollen, ihr in allem die freie und stärkste Macht habt, wenn einer sogar, was ich nicht glaube, dass es geschieht, wenn selbst ich oder einer meiner Erben oder Proerben(?) oder welche im Widerspruch stehende Person es auch sei, die gegen diese Schenkungsschrift auftreten oder sie zerbrechen wollte, so gerate sie in den Zorn des allmächtigen Gottes und des heiligen Bonifatius, und was sie gerichtlich in Anspruch zu nehmen verlangt, soll nicht gelten, sondern diese gegenwärtige Schenkung bleibe zu aller Zeit sicher und fest, gestützt auf den Kontrakt. Gefertigt wurde diese Aufzeichnung der Schenkung am 16. Juni im Jahr 40, da unser durchlauchtigster Herr als Kaiser herrscht. † Odilberetus hat das Zustandkommen und die Sicherung dieser Schenkungsurkunde erbeten. † Adalbertus durch seinen Sohn † Erchanberetus † Albertus † Adalbertus † Flambert † Sigimannus † Sigifridus † Reginberetus † Reginfridus † Ich Theotricus wurde gebeten und habe (sie) geschrieben und aufgezeichnet. Zeit und Zeugen oben. Vollständig und zuverlässig.

Übersetzung: Pfarrer Helmut Sohns, Ingelheim